Coaching und Hundetraining für Windhunde und ihre Besitzer

Durch 3 Zahlen
mehr über Hundeernährung verstehen.

Was bei der Fütterung der Windhunde und Podencos zu beachten ist und welche Gedanken sich jeder Hundehalter um die Fütterung machen sollte, das möchte ich im nachfolgenden Artikel erklären.

Es geht nicht um die Verteufelung oder Empfehlung von Fütterungsmethoden, Futtermitteln oder das Für und Wider was gesund und ungesund ist, es geht um Gedanken, die sich jeder Halter bei der Fütterung seiner Hunde machen sollte.

Es geht auch nicht um die Ernährung von Hunden, die krank sind wegen einer Autoimunerkrankungen eine besondere Diät benötigen, sondern es geht um Windhunde und Podencos, die gesund sind.

3 Nüsse für den Hund
und 3 Rechenaufgaben für Euch.

Die Ernährung des Hundes oder in unserem Fall des Windhundes wird immer wieder heiß diskutiert und mit Do’s and Dont’s belegt. Kein Getreide, bloß nicht zu viel Eiweiß, auf keinen Fall Kohlehydrate, nicht zu viel von dem, ausschließlich muss es BIO sein, aber mindestens doch in Lebensmittelqualität, und überhaupt am besten NUR dies oder das.

Die Verunsicherung auf Seiten der Hundehalter ist verständlicherweise groß, dank Google, Facebook und dem Internet als solches. Information ist heute schnell verfügbar, doch ist sie immer richtig?

Wir verlieren unser Bauchgefühl, den ungetrübten Blick auf das was richtig oder falsch ist und sitzen am Ende des Tages mit einer großen Portion Verunsicherung allein Zuhause.

Lesen allein hilft nicht, verstehen, recherchieren und analysieren ist wichtig.

In Bezug auf die Fütterung meiner Windhunde steht für mich seit vielen Jahren immer der eine Satz ganz oben auf der Liste:

Füttern immer nach Auge und Leistung.

Windhunde brauchen Eiweiß zum Aufbau der Muskulatur

Dabei spielen folgende Faktoren eine Rolle:

Agilität, Aufmerksamkeit, Leistungsbereitschaft, feste Muskulatur, glänzendes Fell, strahlende Augen … und natürlich auf keinen Fall übergewichtig.

Wahrscheinlich ist das keine Anleitung dazu was man füttern sollte. Doch so schulen wir unseren Blick für das was uns unser Hund im Alltag zeigt und es entwickelt sich ein Grundverständnis für den Bedarf, den er an Energie hat.

Die Futterzusammensetzung sollte auf den Windhund abgestimmt sein

Das metabolische Körpergewicht (MK) ist kein Schreckgespenst!

Mit dem metabolischen Körpergewicht (MK) lässt sich der Energiebedarf bestimmen, der für die reine Erhaltung notwendig ist, bedeutet, der Hund hat noch keinen Schritt getan, noch nicht einmal gebellt oder geschnüffelt und ist auch noch keine Runde geflitzt.
Für die Berechnung des MK gibt es eine einfache Formel, sofern man fit in der Potenzrechnung ist, diese lautet Körpergewicht *hoch 0,75.
Einfacher geht es mit einem Generator

Leider hat diese Zahl (MK) allein noch keine Aussagekraft, denn um auf den Energiebedarf für die Erhaltung RER (resting energy required) zu kommen, müssen wir wissen, dass unsere Hunde einen individuellen kcal Bedarf haben, dieser liegt zwischen 70kcal und 220kcal pro MK.
Das ist ein riesiger Unterschied, wenn wir bedenken, dass hier noch keine Aktivität berücksichtigt ist. Sondern lediglich der Energiebedarf der sich zusammensetzt aus Rasse, Umwelt/Haltungsbedingungen, Temperatur, Schilddrüse, Kastration etc. also all die Faktoren, die fest gegeben sind und auf die der Hund und ihr keinen Einfluss nehmen könnt.

Damit steht fest, wir können den Energiebedarf leider nicht 100 % genau berechnen. Das kann keiner, kein Ernährungsberater, kein Tierarzt, denn sie benutzen bei der Berechnung des MK die gleiche Formel und schätzen den Multiplikator für den kcal Bedarf einfach ein. In der Regel werden 90 / 95 kcal für jeden Hund zu Grunde gelegt.

Wenn Windhunde spielen geht es darum wer besser ist

ERBSENZÄHLEREI ODER LIEBER DOCH NUR GROBSCHÄTZEN

Für die, die schon bei dem Wort Potenzrechnung am liebsten das Browserfenster schließen wollten, es gibt tatsächlich noch eine einfachere Berechnungsformel, um den Erhaltungsbedarf des Hundes zu errechnen:

30 x KG + 70 = kcal Erhaltung im Ruhezustand (RER)

eine allgemeingültige Formel nach Lewis, die bei den üblichen Berechnung zu Grunde gelegt wird. ABER, der individuelle kcal-Bedarf im Ruhezustand findet mit dieser Formel keine Berücksichtigung. Wir kommen als o wahrscheinlich nicht um ein bisschen Mathe und Sorgfalt herum.

Hierzu ein kleines Beispiel, warum man mit Grobschätzen doch gewaltig daneben liegen kann:

Hund Gewicht 40 kg - festgelegter kcal Bedarf aufgrund von eigener Einschätzung, 70 kcal. metabolisches Körpergewicht 15,90, individuell berechnet 15,90 x 70 = 1.113 kcal RER
Hund Gewicht 40 kg - festgelegter kcal Bedarf aufgrund von eigener Einschätzung, 95 kcal. metabolisches Körpergewicht 15,90, individuell berechnet 15,90 x 95 = 1.510,50 kcal RER
Hund Gewicht 40 kg - berechnet nach obiger Formel = 30 x 40kg + 70 = 1270 kcal RER


Der gleiche Hund und 3 Ergebnisse.

italienisches Windspiel und Saluki


DAS SPIEL MIT DEN ZAHLEN

Mit dem metabolischen Körpergewicht (MK) und unserer individuellen kcal Einschätzung erhalten wir die kcal, die unser Hund zur Erhaltung benötigt. RER (resting energy required).
Im zweiten Schritt unserer Gedanken zur Ernährung geht es dann darum, dass wir eine Zahl bestimmen die ausdrückt, wie hoch die Aktivität unserer Hundes ist, mit dieser Zahl, wird dann das Ergebnis (RER) multipliziert.

Doch woher wissen wir wie hoch der Faktor für die Aktivität ist?

Auch das ist wiederum nicht ganz einfach und wir können uns auch hier nur an Richtwerten orientieren. Ein geschätzter Wert der genug Energie liefert, für Aktivitäten wie Fressen, Schlafen und einer Aktivität von bis zu 3 Stunden, liegt zwischen 1,2 und 5. (Debraekeleer, Gross, Zicker / Toll, Gillette, Hand)

WOW das ist eine ganz schöne Spanne, das dachte ich mir auch. Und nun liegt es wieder an uns, den richtigen Multiplikationsfaktor zu schätzen.

Energieverbrauch beim Windhund

Zum besseren Verständnis: Wenn der Hund steht verbraucht er 40 % mehr Energie als wenn er liegt (Meyer, 1983).

Zu berücksichtigen sind dabei alle Umstände und Begebenheiten, die Einfluss auf das Aktivitätslevel Eures Hundes nehmen, z.B. Mehrhundehaushalt, Kinder, Stress, Bürohund, Alter des Hundes. Z.B. haben Hunde, die zu Ausstellung gehen, eher einen erhöhten Energiebedarf durch den Stress auf einer Ausstellung, als durch reine körperliche Aktivität.

Es gibt also zwei Werte, die wir benötigt, um den täglichen Energiebedarf (DER) zu errechnen: Energie im Ruhezustand (RER) und den Aktivitätsfaktor.

RER x Faktor für Aktivität = DER (täglich benötigte Energiemenge)

Fett ist der beste Energielieferant im Hundefutter

Vielleicht eine Woche einmal ein Aktivitätstagebuch führen?

Es macht einen Unterschied, ob der Hund auf Spaziergängen an der Leine geht oder frei laufen kann. Ein sich an der Leine aufregender Hund (Leinenpöbelei oder Aufregung bei Wildsichtung) verbraucht merklich mehr Energie als ein gelassener Hund.

Unsere Windhunde haben im Ruhezustand den selben Hämatokritwert wie normale Hunde, sobald der Windhund aber einen Sichtreiz bekommt, verändert sich dieser sofort. So werden Sichtreize zu Energieräubern.

Wenn mehr als ein Hund bei uns lebt steigt die Interaktion und damit auch der Energieverbrauch enorm an.(Hubrecht et al, 1992). Man geht davon aus, dass die meisten Hunde wenig aktiv sind und ca. 70-92 kcal /metabolische Energie (kg^0,75) benötigen, hat man z.B. zwei Hunde steigt der Energiebedarf auf 140kcal/metabolische Energie an.

Was beeinflusst den Energiebedarf denn noch so?

Eine Studie (Slater et al, 1995) belegt, das viele Hunde weniger als 3 Stunden pro Woche raus kommen. Das ist wie bei uns Menschen und hat Einfluss auf den Energiebedarf. Ältere Hunde verbringen mehr Zeit mit bummeln als mit rennen (Head et al 1997, Biwak et al, 2002). Bei aktiven Hunden und Sporthunden liegt der Energiebedarf natürlich höher und muss individuell angepasst werden. (Tompkins and Hausmann, 1988)

Umgebung und Umwelt, wie Temperaturen, Luftfeuchtigkeit, Unterbringung, Stresslevel und gerade bei den Tierschutzhunden darf die Lebensumstellung bei der Berechnung nicht vernachlässigt werden, alles abhängig natürlich von Rasse und Alter. Bei unseren Windhunden schauen wir genau auf die rassetypischen Merkmale, wie z.B. die Haut (dünn), subkutaner Fettgehalt (nicht vorhanden), Haarlänge (kurzhaarige Rassen) und Dichte (keine Unterwolle), und zwar speziell dann, wenn es draussen kälter und windiger wird. All diese individuellen Merkmale beeinflussen den Faktor um den DER zu errechnen.

Aber was kostet denn nun wieviel Energie?
Hier noch eine kleine Tabelle. Dabei spielt die Geschwindigkeit in der die Strecke (gerader Untergrund) zurück gelegt wird keine Rolle.

Wieviel kcal verbraucht ein Hund auf 1 km
(Toll, Gillette, Hand, Feeding, Working & Sporting dogs)

Zuordnung von Aktivität:

Sprint = intensive, physikalische Aktivität unter 2 Minuten (Coursing, Racing)
Mittlere Aktivitäten = Agility, beim Joggen oder Fahrradfahren begleiten, Mantrailer, Pettrailer, Frisbee, Wachen, Jagen, Assistenzhunde, Hütehunde, Wandern, Spazieren gehen usw. - Dauer ab 3 Minuten bis zu 3 Stunden.
Ausdauer = Schlittenrennen und Expedition - Dauer ab 4 Stunden und mehr unter extremen Belastungen.

wenn Hunde laufen verbrauchen sie weniger Energie als in Stresssituationen

Ihr merkt, es ist gut ein grundlegendes und realistisches Verständnis für Leistung zu haben, die ein Hund mit der Aktivität erbringt, um die Futterration zu berechnen. Von der Zusammensetzung abgesehen, das ist ein weiteres Thema für später.

Bei den Ausstellungs-/ Renn- und Coursinghunden bedenken wir, dass die Hunde meist für mehrere Stunden vor Ort sind und der erhöhte Stress natürlich auch Energie kostet. Meist mehr, als das eigentliche Rennen selbst. Diejenigen von Euch, die schon einmal bei der Hamburger Hundechallenge dabei waren, wissen, wie anstrengend so ein Tag für die Hunde ist, obwohl die körperliche Aktivität nicht im Vordergrund stand.

Unsere Hunde sind jeder für sich unterschiedlich in Größe, Körpergewicht, Charakter, Allgemeinzustand. Darum ist es auch so schwer, die benötigte Energie für die Erhaltung festzulegen.
Auf jeden Fall liefert das metabolische Körpergewicht (Gewicht kg^0,75) den besten Ausgangspunkt zusammen mit dem individuellen kcal Bedarf der zwischen 70 kcal und 220kcal (ME/MK kg^0,75) (Zentek,Meyer 1992) liegen kann. Das allein diese Spanne verunsichert, ist nicht verwunderlich.
Bei der Zusammenstellung der für Euch gültigen Aktivität für Eurem Hund, legen wir die Aktivität einer Woche zu Grunde, da unser Aktivitätsvolumen ganz unterschiedlich ist und schwankt, z.B. verbringen einige am Wochenende mehr Zeit mit ihren Hunden.

Hunde im Urlaub brauchen eine extra Ration Futter

UND IM URLAUB?

Den Urlaub, den Ihr mit Eurem Hund verbringt, ist dann eher ein Aktivurlaub für Mensch und Hund. Man geht wandern, neue Umgebung, neue Eindrücke etc.

Hier noch ein Rechenbeispiel für den nächsten Wanderurlaub:

30 kg Hund mit einem 3-kg Rucksack bei einer 25km Wanderung. Die Energie, die der Hund pro km verbraucht sind 30kcal x 25 = 750 kcal plus die Energie für das Gewicht des Rucksacks, = 750kcal x 3 kg / 30kg = 75 kcal, der Gesamt Energiebedarf liegt für diese Wanderung bei 825kcal. Der 30 kg Hund hat nach obiger Rechnung einen Ruheenergiebedarf von 970 kcal, Euer Aktivitätsfaktor liegt sonst bei 1,2 = 970 x 1,2 = 1164 kcal, dazu kommen nun die 825 kcal für die Wanderung mit Gepäck. Damit liegt der Energiebedarf des Hundes bei 1989 kcal für diesen Wandertag.

Nun wäre es ziemlich mühsam wenn wenn wir den Energiebedarf täglich ausrechnen wollten. Deswegen ja immer für eine Woche rechnen, denn eine einmalige Erhöhung der Aktivität, sofern sie nicht extrem ist, kann der Hund verkraften. Und nur dann, wenn wir z.B. in den Urlaub fahren und mehr Aktivität haben, z.B. durch tägliche Wandertouren, Stress der Reise und Umstellung etc. passen wir nach Bedarf an.
SELBSTVERSUCH MACHT KLUG

Mein Barsoi Illidan wiegt 45 kg, hat einen ME von 17,37, die benötigen kcal sind 1420 im Ruhezustand, wenn ich die vereinfachte Standardformel anwende. Ich setze unseren Aktivitätsfaktor mit 3 an und komme auf einen kcal Bedarf von 4200 kcal pro Tag. Dabei habe ich schon berücksichtigt, dass ich mehr als 1 Hund habe und wir wöchentlich ca. 20 Stunden aktiv draussen sind. Das heisst ich komme auf 2,85 Stunden Aktivität pro Tag. Inklusive der kleinen Aktivitäten am Rande, Besorgungen, Toilettengänge etc.

WOW!!! - 4200 kcal pro Tag!

Hundebegegnungen verbrauchen ebenfalls Energie

KALORIENBOMBEN FÜR ALLE

Kalorienbomben haben erstmal ein schlechtes Images. Deswegen ist es gut hinter die Kulissen zu schauen, gerade wenn es um Hundefutter geht. Keine Angst, ich will jetzt nicht auf die Zusammensetzung von Futter hinaus, sondern es geht nur um den Energiegehalt pro 100gr Futter, denn um den Hund optimal zu versorgen, muss ich wissen, welchen Energiegehalt / Energiedichte das Futter hat.
Das könnt ihr, sofern ihr ein industriell hergestelltes Futter nehmt ganz leicht bei Eurem Hersteller erfragen, falls es nicht auf der Packung steht. Und schon wisst Ihr, wie viel Gramm ihr pro Tag geben solltet, um auf die von Euch errechnete DER zu kommen.

WENIGER IST OFTMALS MEHR

Was frisst den ein Windhund so?

Ich füttere schon immer nach Auge und Leistung. Würde ich der Berechnung oben folgen, dann müsste Illidan von dem Futter das er bekommt, pro Tag 710 gr bekommen, der Hersteller des Futters empfiehlt für ein Gewicht zwischen 40-50kg 692 - 923 Gramm - ich füttere pro Tag 350 - 400 gr, d.h. ca. 2.068,5 kcal und damit kommt er eigentlich wunderbar zurecht.

Wenn ich allerdings statt dem Aktivitätsfaktor 3, nur 1,5 zu Grunde lege, dann liegt die täglich benötigte Energie bei 2.130 kcal und das passt dann wieder. Und hier und da mal eine Zugabe Rinderdörrfleisch oder 1-2 Jausenwürstel extra, das lässt den Barsoi dann auf jeden Fall nicht aus den Nähten platzen.

Wir dürfen also nicht unterschätzen, dass der Energiebedarf zur Grunderhaltung des Organismus den größten Teil ausmacht. Und Futtermittel mit einer hohen Energiedichte sind grundsätzlich besser und optimaler zu verwerten. (Toll, Gillette, Hand)

Nun stellt sich die Frage, stimmt der Aktivitätsfaktor nicht oder sind die Tabellen und Richtwerte, die man quer durch die Fütterungsempfehlungen bekommt schlichtweg Schätzungen und nur Anhaltspunkte und die Verantwortung liegt am Ende des Tages doch wieder ganz allein bei uns Hundehaltern. Und wir müssen durch Beobachtung beurteilen, ob das, was unser Hund zu fressen bekommt richtig und ausreichend ist?


Genau so ist es, die Fütterung von Hunden ist nämlich nicht so einfach, wenn man nach vorgefertigten Rezepten sucht.
Hierzu solltest Du auch unbedingt meinen Artikel im Windhund-Magazin lesen.

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